Erste Ziele
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Um entscheiden zu können, was unser erstes Ziel ist, müssen wir uns unsere aktuelle Situation - oder viel mehr unsere möglichen Optionen - vor Augen führen und diese gegeneinander abwägen.
Unsere Optionen
Unabhängig davon, wohin wir gehen, unser Hauptaugenmark wird auf bewohnbarem Lebensraum liegen. Klar, zu Beginn werden wir eher versuchen, Proben aus Gestein und Boden fremder Himmelskörper zu entnehmen, um diese auf der Erde zu untersuchen - ähnlich, wie wir es schon jetzt mit dem Mond und dem Mars tun.
Wir werden jedoch an dem Punkt angelangen, an dem der Grund für unsere Reisen auf fremde Planeten die Suche nach einer zusätzlichen - ich sage bewusst zusätzlich und nicht "neuen" - Heimat sein wird. Da der Fokus dieses Projekts darauf liegt, schauen wir uns unsere Kandidaten doch einmal genauer an.
Merkur | Venus | Erde | Mars | Jupiter | Europa (Mond) | Sonnensystem | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Distanz (km) | 77m | 61m | 0 🤯 | 100m | 590m | 628m | 14 Mrd. |
Temperatur | 167°C | 464°C | 15°C | −65°C | −110°C | −130°C | -273°C |
Druck (bar) | 0 | 90 | 1 | 0.007 | ❓ | 0 | 0 |
Luft | ❌ | ❌ | ✔️ | ❌ | ❌ | ✔️ | ❌ |
Wasser | ❓ | ❌ | ✔️ | ✔️ | ✔️ | ✔️ | ❌ |
Ich habe hier lediglich die zwei nächsten Planeten zu jeder Seite der Erde aufgelistet. Aus dem einfachen Grund heraus, dass es einerseits nicht weiter als Merkur Richtung Sonne geht und, weil der Jupiter bereits absurd weit entfernt ist, sodass eine Betrachtung des Saturn etc. sinnlos wäre. Zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.
Merkur
Der Merkur sieht allein schon aufgrund seiner hohen Durchschnittstemperatur nicht nach einem konkurrenzfähigen Kandidaten aus. Diese, sowie die niedrige Distanz zur Sonne und die damit verbundene Gefahr von Sonnenstürmen und koronalem Auswurf der Sonne machen den Merkur zu einem eher wenig lebensfreundlichem Planeten.
Venus
Auf Basis dessen, was ich soeben über den Merkur sagte, möchtest du die Venus vielleicht sofort aus dem Rennen schmeißen. Im Grunde wärst du damit im Recht. Doch die Venus mag ein ziemlich gutes Ziel für menschliche Kolonisationsmissionen sein, sobald wir technologisch fortgeschrittener sind: Auf Höhe der Wolken der Venus ließe sich unter Umständen leben. Leider scheitert es an unserer fehlenden Technologie hinsichtlich des Transports und Aufbau von großen Infrastrukturen sowie dem gezielten Landen auf winzigen Plattformen, sodass ein Flug zur Venus nur eine unnötige Gefahr für Leib und Leben wichtiger Astronauten darstellen würde. Sollte dies allerdings überwunden sein, könnte die Venus interessant für uns werden, weshalb wir im Kapitel Venus auf diese zurückkommen werden.
Erde
Die Erde ist eigentlich recht idyllisch, zumindest dann, wenn man die Spezies außer Acht lässt, die augenscheinlich ihr Bestes darum gibt, den Planeten zu ruinieren. Solltest du mal zu Besuch vorbeischauen, nimm' dich vor denen in Acht.
Mars
Der Mars hat eine einigermaßen angenehme Temperatur - definitiv zu kalt, um ohne dicke Kleidungsschichten zu überleben, aber doch deutlich angenehmer, als von der Venus verglüht zu werden, oder? Die Atmosphäre der Erde ist allerdings 100x so dicht wie die des Mars, was bedeutet, dass Menschen auf dem Mars ohne Schutzanzüge massiver Strahlung durch die Sonne ausgesetzt wären. Der viel zu niedrige Luftdruck des Mars macht es außerdem unmöglich für Menschen, ohne Schutzanzüge außerhalb von Behausungen zu überleben. Im Gegensatz zur Venus verfügt der Mars jedoch über Wasser. Wir behalten ihn also im Hinterkopf. Immerhin ist er der erste Planet, auf dem wir mithilfe von Schutzanzügen überhaupt überleben könnten.
Jupiter
Auf dem Jupiter gibt es zwar Wasser, doch wir wissen nichts über den atmosphärischen Druck, der dort herrscht und die Distanz zu Jupiter macht ihn zu einem schrecklichen Kandidaten für unsere erste, interplanetare Kolonisation. Hin- und Rückflug würden je knapp 5 Jahre dauern, was die Kolonisation des Jupiters bei jetzigem Stand unserer Technologien leider aussortiert. Ähnlich zur Venus könnten wir allerdings auf das Thema Jupiter zurückkommen, sobald wir Erfahrung gesammelt und mehr über den Planeten gelernt haben.
Europa (Jupitermond)
Europa ist, ähnlich wie Jupiter selbst, weit entfernt. Untersuchungen zufolge gibt es dort jedoch nicht nur Luft sondern unglaublich viel Wasser. Experten sind sich sicher, dass unter der 30km dicken Eisschicht an der Oberfläche Europas Ozeane liegen, die 100-200 Kilometer tief sein könnten. Der tiefste Punkt unserer Ozeane, der Mariannengraben, ist 11km tief. Nun stelle man sich mal ganze Ozeane vor, die 10-20x so tief sind. Gerade aufgrund dieser Annahme vermutet man, dass es auf Europa an den sonderbaren Lebensraum angepasstes Leben geben könnte, weshalb die NASA 2024 die Europa Clipper (opens in a new tab) Mission zum blauen Jupitermond schickt. Aufgrund der großen Entfernung ist Europa zwar kein geeignetes erstes Ziel für uns, bleibt aber ein mehr als vielversprechendes Beobachtungsziel.
Die Grenze des Sonnensystems
Diesen Unterpunkt habe ich einzig und allein deshalb inkludiert, um aufzuzeigen, dass nichts außerhalb unseres Sonnensystems für uns Menschen in naher oder sogar ferner Zukunft in Frage kommt. Solange wir nicht in der Lage sind, durch sog. Alcubierre drives (opens in a new tab) (warp drives) schneller als das Licht zu reisen, sind wir an unser Sonnensystem gebunden. Sollte sich das je ändern, ist unser interstellares Missionsziel aller Wahrscheinlichkeit nach das Trappist-System. Doch... mehr dazu später.
Fazit
❌ Merkur: Zu heiß und zu nah an der Sonne.
❌ Venus: Zu heiß, zumindest auf der Oberfläche.
✔️ Mars: Bewohnbar mit speziellem Schutzanzug.
❌ Jupiter: Zu weit entfernt.
❌ Europa: Zu weit entfernt.
❌ Die Grenze des Sonnensystems: Zu weit entfernt.
Schaut ganz so aus als hätten wir keine andere Wahl: Alle Optionen, mit Ausnahme des Mars, überschreiten das Maß an Komplikationen, mit denen wir zum heutigen Stand der Technologie fertig werden. Wir werden unserem roten Kollegen also wohl oder übel einen Besuch abstatten müssen, wenn wir uns interplanetar weiterentwickeln wollen. Im nächsten Kapitel werden wir nun klären, wie wir dort überhaupt hin gelangen: Raketen.