Dokumentation
Cloud Cities auf der Venus

Cloud Cities auf der Venus

Reading Time: Minute

Audiobook: 7 Minuten


An impression of a Cloud City done for Star Wars
Ein (nicht gerade optimaler) Eindruck einer Cloud City fĂĽr Star Wars.

Wie wir bereits herausgefunden haben, ist die Venus als erstes Ziel für die Kolonisation anderer Planeten nicht besonders geeignet. Wir könnten jedoch auf die Venus zurückkehren und effiziente, aber einfache Strukturen bauen, die in der oberen Atmosphäre des Planeten Leben beherbergen könnten. Und wie?

Schwebende Städte

Ganz gleich, wie weit wir technologisch fortschreiten, die Errichtung einer Stadt auf einem 50 Kilometer hohen Pfahl aus Was-auch-immer setzt uns bei jeder größeren Wetterlage, der sie standhalten muss, einem großen Risiko aus. Also lassen wir es einfach bleiben. Ähnlich wie ein Wetterballon, der auf natürliche Weise hoch oben in die Atmosphäre aufsteigt, könnten wir unsere Cloud Cities in der venusischen Atmosphäre schweben lassen. Sie würden in einer Höhe schweben, in der der Druck innerhalb und außerhalb des Habitats gleich ist und könnten aus leichtem Material gebaut werden, solange sie gegen die Schwefelsäure, die auf die Venus regnet, beständig sind.

Tensegrity-Strukturen

Tensegrity ist ein Begriff, der von Buckminster Fuller erfunden wurde, der vor allem für die Popularisierung geodätischer Kuppeln bekannt ist, ähnlich denen, die wir auf der Venus einsetzen würden. Es ist ein Mischwort für "tensional integrity" und bezieht sich auf ein architektonisches und technisches System, das aus einer Kombination von Zug- und Druckelementen besteht.

Diese Strukturen bestehen aus einem Netz von starren Stäben oder Streben, die durch eine Reihe von durchgehend gespannten Kabeln oder Drähten verbunden sind. Das einzigartige Merkmal von Tensegrity-Strukturen besteht darin, dass sich die Streben nicht berühren oder direkt stützen, sondern stattdessen durch die gespannten Seile aufgehängt und stabilisiert werden und nicht eben durch Pfeiler, wie in üblichen Gebäudestrukturen.


The Montreal Biosphere by R. Buckminster Fuller
Die Biosphäre in Montreal von R. Buckminster Fuller. Quelle: Wikipedia, Eberhard von Nellenburg (opens in a new tab)

Mithilfe von Tensegrity oder beispielsweise einer Buckminster-Fuller-Kuppel könnten wir eine leichte, aber stabile Konstruktion unserer Cloud City erreichen. Die erdähnliche Luft darin würde nicht nur das Leben der Erdspezies unterstützen, sondern auch als Traggas fungieren, um unsere Kolonie in der bewohnbaren Region der Atmosphäre schweben zu lassen.

Da die Druckverhältnisse außerhalb des Habitats denen auf der Erde ähneln, brauchen wir auch keine klobigen Raumanzüge, deren Anziehen nicht nur Stunden bis einen ganzen Tag dauert, sondern in denen man auch nur schwer körperliche Arbeit verrichten kann. Der niedrigere Druck ermöglicht es uns auch, leichtere Strukturen zu bauen und erhebliche Mengen an Material einzusparen, da wir nicht so bauen müssen, dass sie einem Außendruck von 10 Tonnen pro Quadratmeter standhalten, wie es zum Beispiel bei der ISS der Fall ist.

Bedingungen fĂĽr menschliches Leben

Einer der größten Akteure, wenn es um die Bedigungen für menschliches Lebens geht, ist sicherlich Stickstoff. Muskeln, Blut, Haut, Haare und Nägel benötigen alle Stickstoff, wenn sie wachsen oder ihre Zellen ersetzen. Alle Arten von Gewebereparaturen benötigen Stickstoff und katabole Prozesse benötigen Proteine in Form von Stickstoff, um ihn in Aminosäuren aufzuspalten, die für die Versorgung der Zellen mit Energie notwendig sind. Stickstoff ist normalerweise ziemlich selten, aber die Atmosphäre auf der Venus enthält etwa fünfmal so viel Stickstoff wie die Erdatmosphäre, sodass es uns wahrscheinlich nicht an Stickstoff mangeln wird. Uns würde der Stickstoff für die Pflanzen nie ausgehen und wir könnten möglicherweise sogar die umliegenden Weltraumhabitate damit versorgen.

Wie wir schon früher festgestellt haben, gibt es in der Venusatmosphäre wohl kaum zugänglichen Wasserdampf, aber wir könnten ihn mit chemischen Methoden oder durch den Einsatz von Sonnenöfen, die Schwefelsäure erhitzen, gewinnen.

Nicht zuletzt ist es für CO₂ nicht nötig, den ganzen Aufwand zu betreiben, den wir betreiben müssten, um es aus einem Beinahe-Vakuum auf dem Mars zu gewinnen, da es in der Atmosphäre leicht zugänglich ist.

Konstruktion

Das "Herstellen" der notwendigen Baumaterialien für die Erweiterung und den Bau neuer Cloud Cities in der Venusatmosphäre ist buchstäblich dasselbe wie in Minecraft Skyblock. Das mag sich jetzt wie der dümmste Scheiß auf dieser Website anhören, aber bitte, hört mir zu:

Wenn man Wasser und CO₂ hat, was wir gerade geklärt haben, fehlen nur noch einige Spurenelemente und Erde, um Bäume in unseren Lebensräumen wachsen zu lassen. Diese könnten in den Anfängen unserer Kolonien auf der Venus von der Erde kommen, später aber auch durch Asteroiden-Mining gewonnen werden. Wenn man alle vier Elemente hat, kann man im Grunde direkt aus der Atmosphäre Bäume züchten.

Es gibt eine großartige Erklärung von Richard Feynman darüber, wie Kohlendioxid und Wasser mit einer Pflanze reagieren, um sie mit den notwendigen Bestandteilen für ihr Wachstum zu versorgen. Schaut gern rein :)


Da Bäume zu 90 % nur aus Wasser und CO₂ bestehen, wird der Großteil unserer Baummasse direkt aus der Atmosphäre entnommen, sodass wir Baumaterial – Holz – buchstäblich aus heißer Luft herzaubern. können. Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich eine Anspielung auf Skyblock gemacht habe. Obwohl es viel einfacher ist, das in Skyblock durchzuziehen, das muss ich zugeben. Wie auch immer, Holz ist nicht resistent gegen Schwefelsäure, also müssen wir noch herausfinden, wie wir resistentes Glas bauen können, mit dem wir unseren Lebensraum bedecken und das Holz für den Bau innerhalb unserer Lebensräume verwenden können. Das dürfte auf lange Sicht keine unlösbare Aufgabe sein, da die Oberfläche der Venus teilweise mit Sand bedeckt ist, der abgebaut und erhitzt werden könnte, um Glasfliesen zu bilden.

Mann, dieser Abschnitt ist voll von Minecraft-Anspielungen, obwohl das gar nicht beabsichtigt war.

Zusammenfassung

Was lernen wir aus diesem Kapitel? Ganz einfach. Die Venus-Atmosphäre ist ein großartiges Ziel für die Kolonisierung, sobald wir gelernt haben, wie man Planeten elegant mit Raketen und anderen interplanetaren Transportmitteln ansteuert, die uns in naher Zukunft zur Verfügung stehen werden. Es wäre jedoch eine viel weniger ausgefallene und minimalistischere Existenz als das Leben auf einem terraformierten Mars, der im Grunde den Bedingungen auf der Erde nachempfunden ist.

Es steht noch nicht fest, ob die Menschen die Mühen der Besiedlung der Venus jemals als erträglich empfinden werden, weil sie auf ihr leben könnten. Alles, was ich hier zu erklären versucht habe, ist, ob es möglich wäre, und die Antwort ist "ja!". Es ist sicherlich möglich. Die Zeit wird zeigen, ob es auch so umgesetzt wird.

Melde dich an, um deinen Lesefortschritt zu speichern

Zusätzliche Ressourcen

    1.
  1. Robert Walker hat einen sehr detaillierten und umfangreichen Artikel zur Venus auf Science2.0 veröffentlicht. Schau gern dort vorbei, wenn du mehr über die Venus und Cloud Cities wissen willst.
  2. 2.
  3. Wenn du Tensegrity-Strukturen ebenso interessant findest wie ich, könnte dieses Video eine interessante Visualisierung zu dem Thema bieten.